Weltkunst Spezial Nr. 04 2020.pdf

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Spezial 04
2020
MUNCHEN
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UNSER
TITELBILD
TITELBILD: Christoph Niemann für WELTKUNST; Bild rechts: Rupprecht Geiger/VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Oliver Heissner
Kunst hält jung: Noch bis ins hohe Alter
ging der große Münchner Maler Rupprecht
Geiger, der im Dezember 2009 mit 101 Jahren
verstarb, täglich in sein Atelier. Dort, in dem
lichten Bungalow in München-Solln, warte-
te auf ihn ein blauer Malstuhl mit einem
fahrbaren Untersatz und einem aufmontier-
ten Palettenkasten, der ihm das lange Stehen
vor der Leinwand ersparen sollte.
Der Stuhl, der inzwischen selbst wirkt
wie ein Kunstobjekt, ist heute ausgestellt im
Archiv Geiger. Es hat vor zehn Jahren die
ehemaligen Atelierräume Geigers bezogen,
um dessen künstlerisches Erbe zu bewahren
und das Andenken an diesen Magier der Far-
be aufrechtzuerhalten. Geleitet wird es von
seiner Enkelin Julia Geiger, einer Kunsthis-
torikerin mit einem besonderen Gespür für
die Atmosphäre dieses Ortes. Sie hat ihn zu
einem kleinen, lebendigen Museum werden
lassen, das einem das Schaffen dieses Künst-
lers unglaublich nahebringt. Oft hat man das
Gefühl, Rupprecht Geiger hätte hier noch
gestern auf seinem blauen Malstuhl gesessen
und Pigmente angerührt. Besichtigen kann
man das Archiv, das auch Siebdruck- oder
Restaurierungsworkshops anbietet, bei indi-
viduellen oder öffentlichen Führungen: ohne
Anmeldung zum Beispiel jeden Montagvor-
mittag von 10 bis 14 Uhr beim MORGEN
ROT oder jeden Dienstag von 17 bis 20 Uhr
beim ABEND ROT. Mehr Informationen
sind auf der Website www.archiv-geiger.de
zu finden.
Gut 70 Jahre hat Rupprecht Geiger da-
mit zugebracht, Farbe zur Wirkung zu brin-
gen, ihr ein geradezu überirdisches Leuchten
abzuringen. Auch der Illustrator unseres
Titelbilds, der in Berlin lebende Künstler
Christoph Niemann, weiß um die Macht der
Farben und ihre Wirkung. Inspiriert vom
Kolorit Geigers und dessen Vorliebe für
Kreisformen lässt Niemann ein Münchner
Wahrzeichen in neuem Licht erscheinen. Ma-
gisch schillern bei ihm die beiden markan-
ten Türme der Frauenkirche, vor dem satten
Rot einer untergehenden Sonne. Den alten
MATTHIAS EHLERT
Meister hätte es gefreut.
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