Schiff Classic 2020 10.pdf

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SCHIFF
Classic
7/2020
Oktober
€ 8,90
A: € 9,80; CH: sFr 14,20; BeNeLux: € 10,30; SK, I: € 11,55; FIN: € 12,25; S: SKR 110,00; DK: DKK 95,00
SCHIFF
Classic
Magazin für Schifffahrts- und Marinegeschichte
FERNBOOT
Details
Mit technischen
und raren Innenaufnahmen
U-Boot Typ IX
Seine erfolgreichen Einsätze
rund um den Globus
Die Deutsche
Marine im
Brennpunkt
Ein Offizier redet
Klartext: „Das war
ziemlich hart.“
Vom Irak bis zum Balkan:
Die
Einsätze in den 90er-Jahren
Mayflower:
Das Geheimnis
des legendären Pilgerschiffes
Roms Albtraum:
Wie Piraten das
Römische Reich erschütterten
Männer, die Geschichte schrieben
Jetzt
am
iosk !
K
Als die 6. Armee unter
General Friedrich
Paulus nach Stalingrad
vorstößt, beginnt der
erste Akt der Tragödie,
die später als Kessel
von Stalingrad traurige
Berühmtheit erlangen
sollte.
Lesen Sie mehr
zur Luftschlacht
im neuen
Militär &
Geschichte Extra
!
© viktor - Fotolia
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EDITORIAL
Titelthema dieser Ausgabe sind Entwicklung,
Technik und Einsätze der U-Boot-Bauserie IX,
von der U 110 (Typ IX B) unter Kapitänleut-
nant Fritz-Julius Lemp traurige Berühmtheit
erlangte. Denn der britische Zerstörer
Bulldog
bombte das Boot am 9. Mai 1941 und enterte
es, wobei unter anderem der Kommandant
den Tod fand. Die deutsche Führung traf die-
ser Schlag doppelt hart: Zum einen verlor die
Kriegsmarine einen ebenso erfahrenen wie er-
folgreichen U-Boot-Offizier, und zum anderen
fielen den Briten eine intakte Schlüsselmaschi-
ne (Enigma) sowie Einstellungsunterlagen in
die Hände – ein mitentscheidendes Ereignis
auf dem Weg der Alliierten zum Einbruch in
den deutschen Funkcode.
Was genau geschehen ist, und vor allem wie
Lemp zu Tode gekommen ist, war lange unklar.
Die durchgehend vertretene These lautet,
Lemp sei ertrunken. Andererseits tauchten im-
mer wieder Gerüchte auf, er sei erschossen
worden. Was stimmt?
Anfang der 1980er-Jahre meldete sich der
damals in den USA lebende ehemalige Leut-
nant zur See C. P. Hansen mit der aufsehener-
regenden Aussage, die er belegenden briti-
schen Unterlagen entnommen haben wollte:
Danach sei der als Letzter aus dem waidwun-
den U-Boot ausgestiegene Kommandant, im
Wasser schwimmend, von dem Führer des
britischen Enterkommandos Sublieutenant
David Balme und einem Unteroffizier aus
dem auf U 110 zufahrenden Motorboot heraus
erschossen worden. Dass die Navy die Wahr-
heit unter Verschluss gehalten hat, um ihre
eigenen Männer zu schützen, mag in Anbe-
tracht der besonderen Situation – die Chance,
sich in Besitz eines deutschen U-Bootes und
seiner Geheimnisse zu bringen, gab es nicht
oft – zwar verständlich sein. Zumal viel da-
rauf hindeutete, dass Lemp noch einmal zum
Boot zurückkehren wollte, um befehlsgemäß
Unterlagen und Schlüsselmaschine über Bord
gehen zu lassen. Zusätzliche Brisanz erhielt
Hansens Aussage durch seine eigene Ein-
schätzung, es habe sich deshalb um eine „ge-
rechtfertigte Tötung“ gehandelt.
Dies löste einen Sturm der Entrüstung bei
vielen ehemaligen U-Boot-Fahrern aus und
goss Wasser auf die Mühlen all derer, die noch
immer der Vorstellung anhingen, die Kriegs-
marine insgesamt habe mit „unbeflecktem
Schild“ gekämpft; den ehemaligen Gegner ei-
nes Kriegsverbrechens – das es zweifelsfrei war
– überführt zu haben, diente so als Mittel, um
sich selbst zu entschulden. Die Debatte hat sich
letztlich aus biologischen Gründen erledigt.
Hingegen bleibt die Frage, weshalb sich trotz
unsicherer Faktenlage an einschlägigen Stellen
im Internet nur die Version des ertrunkenen
Lemp hält. Zumindest müsste die zweite Ver-
sion, nach der er vorsätzlich getötet wurde,
genannt sein.
Eine spannende Lektüre und immer eine
Handbreit Wasser unter dem Kiel wünscht
Ihr
Dr. Guntram Schulze-Wegener,
Fregattenkapitän der Reserve,
Herausgeber und Verantwort-
licher Redakteur
BRITISCHE BEUTE:
Der Zerstörer
HMS Bulldog
bringt U 110 (Typ IX B)
am 9. Mai 1941 auf, wobei der Kommandant Kapitänleutnant Fritz-Julius
Lemp und 14 Besatzungsmitglieder ums Leben kommen
Foto: picture-alliance/WZ-Bilddienst
SCHIFFClassic
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INHALT
TITELTHEMA
U-Boot-Typ IX: Erfolgsmodell oder Fehlschlag?
A
Die Fernboote IX C sind nach dem legendären „Arbeitstier“ VII C
der am meisten gebaute und erfolgreichste U-Boot-Typ der Kriegsmarine.
Doch ein Konstruktionsmangel erwies sich als tödlicher Fehler.
Als er erkannt wurde, war es zu spät
Von Dr. Guntram Schulze-Wegener
m Anfang stehen zwei Fragen: Wes-
halb hat das Deutsche Reich in den
1930er-Jahren keine große U-Boot-
Flotte gebaut? Und warum be-
stand bei Kriegsausbruch 1939
die überwiegende Anzahl der einsatzberei-
ten Unterseeboote aus kleinen 250-Tonnen-
Booten, sodass der Typ IX mit etwa 750 Ton-
nen einer Minderheit angehörte?
Die Bestimmungen des Versailler Vertra-
ges, die Deutschland Bau und Unterhalt von
U-Booten untersagten, müssen hier nicht als
Grund herhalten. Denn wenige Monate nach
Inkrafttreten waren sie ohnehin übergangen
und in der Folgezeit dauerhaft massiv ver-
letzt worden. Als mit Wiederherstellen der
Wehrhoheit im März 1935 alle Schranken fie-
len, war Deutschland für den Aufbau seiner
U-Boot-Waffe daher im wahrsten Wortsinn
schon gut gerüstet. Beim Bau und Erproben
von Typ-Booten konnten die Ingenieure also
auf wertvolle Arbeiten zurückgreifen, die
vor allem eines sparten: Zeit.
TITELTHEMA
Erfolgreich, aber mit Mängeln
U-Boot-Typ IX
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ELEGANTE FORM:
U 194 im Trockendock von Deschimag Bremen. Der
schnittige Bootskörper wirkte sich positiv auf die Überwasserfahrtleistungen aus
Foto: Sammlung GSW
Politische Vorgaben
Der sogenannte Schiffbauersatzplan vom
März 1934 hatte 24 große Boote und 48 kleine
veranschlagt, sah aber wegen fehlender be-
ziehungsweise unsicherer politischer Vo-
raussetzungen noch keinen Bedarf zum wei-
teren Ausbau. Hitler forderte zu diesem Zeit-
punkt lediglich, alle Vorbereitungen zu
treffen, „um den erreichten Stand für den
5 kurze Fakten
ZEIT:
1935–1945
BAUGRUND:
Operieren in
entfernten Seeräumen
ORT:
Atlantik, Mittelmeer,
Karibik, Indischer Ozean
AUFGABE:
Angriffe als Einzelfahrer
EINSATZ:
Zweiter Weltkrieg
Augenblick etwaiger Verhandlungen, denen
er auf die Dauer nicht ausweichen könne,
möglichst hoch zu machen“.
Nicht nur aus arbeitstechnischen (Mate-
rial, Arbeiter) und finanziellen Gründen galt
kleineren Typen allgemein der Vorzug, son-
dern auch aus strategischen Überlegungen
heraus als ideales Waffensystem für die Ost-
und Nordsee bis zur Biskaya, wobei Groß-
britannien und die USA als Kriegsgegner
ausgeschlossen waren. Mit Blick auf die
potenziellen Feinde UdSSR und Frankreich
benötigte die seit 1. Juni 1935 Kriegsmarine
genannte deutsche Flotte für U-Boot-Einsät-
ze gerade im Südatlantik und Mittelmeer
weniger, dafür aber weitreichendere Typen
mit 500 und 750 Tonnen.
Ende 1935 wurde es konkret: Das Marine-
kommandoamt A forderte speziell zum Un-
terbrechen beziehungsweise Schutz von See-
SEITE AN SEITE:
Die beiden U-Boot-
Serien VII (links) und IX wurden von
allen am meisten produziert und
versenkten die meisten Schiffe
Foto: picture-alliance/WZ-Bilddienst
KLASSIKER UNTER DEN „NEUNERN“:
Typ IX C
(U 66) mit gut sichtbarer KDB (Kristall-Drehbasis-)
Horchanlage auf dem Vorschiff
Foto: picture-alliance/WZ-Bilddienst
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SCHIFFClassic
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DAS BESONDERE BILD
SEESCHLACHTEN & GEFECHTE
Roms Kampf gegen Seeräuber
SMS Weißenburg
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6
MARITIMES PANORAMA
Auf Piratenjagd
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36
Wissenswertes und Vergnügliches
rund um die Seefahrt
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8
PHÄNOMENE & KURIOSITÄTEN
Freibeuter mit und ohne königliche Erlaubnis
STRATEGIE & TAKTIK
Deutsche Marine in den 1990er-Jahren
Im Einsatz
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42
DAS INTERVIEW
Fregattenkapitän a. D. Michael Mann
„Gallants of Fowey“
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24
SEEMANNSCHAFT & BORDLEBEN
Leben und Sterben eines stolzen Schiffes
„Südflanke“ 1990/91
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48
München
– ein Schicksal
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4
Titelbild: Gute Seeeigenschaften und ein großer Aktionsradius machten den Typ IX
zu einem überragenden U-Boot der deutschen Kriegsmarine
DAS BESONDERE BILD
Eine begeisterte Menge
feiert die „Weißenburg-
Ausreise zum Krieg nach
China“, so die Original-
bildunterschrift
Foto: picture-alliance/akg-images
6
Zgłoś jeśli naruszono regulamin