MIBA-Report. Zugbildung 4 - 2004.pdf

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MIBA
REPORT
Michael Meinhold
ZUGBILDUNG
(4)
DB-Reisezüge der Epoche IV
Deutschland
15,–
Schweiz sFr 29,80 · Österreich
17,25
ISBN 3-89610-220-6
EIN WORT ZUVOR
J
a, ich gebe es zu – sie war mir lange fremd, die
Epoche IV. Nein – es waren nicht die Dampflo-
komotiven, die mir fehlten. Es gab sie ja noch, in
den ersten Jahren. Allerdings haben sie mich we-
der nach Rheine oder Gelsenkirchen noch nach
Rottweil oder Horb gezogen – die letzten Dampflo-
komotiven, die mir in Tübingen ohnehin so alltäg-
lich begegneten wie zuvor in Kiel. Wenn ich Ende
der 60er-Jahre in den Semesterferien aus dem
Schwabenland zurück an die Ostsee fuhr, sah
mein Zug – meistens war es der D 483 Stuttgart–
Hamburg-Altona – noch genauso aus wie zehn
Jahre zuvor: eine lange Reihe langer grüner
Schnellzugwagen, in der Mitte ein Halbspeisewa-
gen, vorne Post- und Gepäckwagen. Dass die lan-
gen Schnellzugwagen B4üm-54 waren und die
Farbe Chromoxidgrün, war mir damals ebenso
wenig geläufig wie der Umgang mit Zugbildungs-
plänen oder Fahrdienstvorschriften.
Abba,
IC 79
und wir
Als der vormalige Student und damalige MIBA-
Redakteur mehr als ein Jahrzehnt später nicht
mehr im Semesterrhythmus zwischen Tübingen
und Kiel, sondern im Wochenendturnus zwischen
Nürnberg und Aachen pendelte, hatte sich das
Zugbild deutlich verändert: Mein Standardzug
hieß jetzt IC 625 „Meistersinger“ (ob des Reise-
grundes von mir insgeheim „Minnesänger“ ge-
nannt), und zwischen Bonn und Bingen saß ich
grundsätzlich – am Zweiertisch mit Blick nach
links wie die Dame auf dem Bundesbahn-Titelbild
– im Speisewagen. Der war mir inzwischen als
WRmz 135 ebenso vertraut wie die ihn flankie-
renden Avmz 207 oder Apmz 121 auf der einen
und die Bm 234/Bm 235 oder Bpmz 291 auf der
anderen Seite. Blockzugbildung hieß das; und
während in der 1. Klasse sorgenvoll die Wirt-
schaftslage bemurmelt wurde, zischelte aus den
Walkman-Kopfhörern der Monatsticket-Tramper
oder Interrailer in der 2. Klasse die Musik von
Abba, Supertramp oder Bob Marley.
Die 70er-Jahre markieren mit dem IC-Start von
1971 „Deutschland im 2-Stunden-Takt“ und mit
„IC 79“ den wohl größten Umbruch in der dama-
ligen Bundesbahn-Ära. In der Tat war es eine
neue Epoche, diese Epoche IV – aber eine Epoche
begreift man ja nicht als solche, während man in
ihr lebt, sondern immer erst in der Rückschau.
Und dann beginnt entweder die Verklärung – oder
die Schmähung. „Epoche IV – nicht mit mir!“ und
„Epoche III – ich bin dabei!“: An diesen einst in
einem MIBA-Spezial präsentierten Meinungsbut-
tons war der Verfasser dieser Broschüre nicht un-
beteiligt – dieser Broschüre, die letztlich Ihren
wiederholten Wünschen und Forderungen, liebe
Leserinnen und Leser, zu verdanken ist. Und nicht
zähneknirschend, sondern mit stetig wachsendem
Vergnügen habe ich mich dieser Aufgabe gestellt.
Das Ergebnis liegt nun vor Ihnen – und ist ganz
sicher keine Schmähung, aber auch keine Ver-
klärung dieser Epoche und ihrer Züge, deren
ganze bunte Vielfalt sich erst bei näherer Be-
trachtung offenbart. Die Epoche IV ist mir nicht
mehr fremd, sondern sehr vertraut geworden –
und das fernab aller „Früher war eben alles bes-
ser“-Nostalgie.
Gleichfalls Ihren Anregungen folgen einige Än-
derungen gegenüber den bisherigen Zugbildungs-
Broschüren. Die allgemeinen Grundsätze der Zug-
bildung wurden gestrafft behandelt, um den ein-
zelnen Zuggattungen mehr Platz einzuräumen.
Wer sich über Themen von geringerer Modell-Re-
levanz wie etwa die genauen Bremsvorschriften
und -bauarten, Lichtraum oder Lastgrenze näher
informieren möchte, sei auf „Zugbildung 1“ oder
die im Anhang genannte Literatur verwiesen.
Wann immer möglich, wurden den Aufnahmen
der Züge die entsprechenden Reihungspläne – so-
weit überhaupt noch verfügbar – direkt zugeord-
net. Auf Schattenriss-Zugschaubilder wurde an-
gesichts der fast ausschließlich aus 26,4-m-
Neubauwagen gereihten Garnituren verzichtet.
Modellvorschläge sind zwecks besseren Vergleichs
kompakt hinter der jeweiligen Vorbild-Zuggattung
zusammengefasst.
Mein abschließender Dank gilt allen, die mit
Fotos und Dokumenten zu dieser Broschüre bei-
getragen haben.
Michael Meinhold
MIBA REPORT • Zugbildung 4
3
Michael Meinhold, Jahrgang 1947, ist ein Eisenbahnnarr der frühesten
Stunde. Die Familienlegende erzählt, dass er bereits als Abc-Schütze mit
besonderem Eifer Kursbücher und Modellbahn-Kataloge studierte. Auf jeden
Fall hat diese frühe Verbindung von Vorbild und Modell nach dem Geschichts-
und Germanistikstudium sein publizistisches Wirken geprägt: Redakteur und
Chefredakteur der MIBA von 1971 bis 1987, Begründer und Chefredakteur
der Zeitschrift „Bahn & Modell“ von 1987 bis 1990, seit 1992 als frei-
beruflicher Publizist Verfasser zahlreicher Artikel, Bücher und Broschüren.
Sein besonderes Interesse gilt neben der Verknüpfung von Eisenbahn- und
Zeitgeschichte der Umsetzung von Original-Strecken und -Bahnhöfen in
epochenstimmige Anlagen und einem vorbildorientierten Betrieb.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 3-89610-220-6
© 2004 by VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH,
MIBA-Verlag, Nürnberg
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, Reproduktion und Vervielfältigung – auch
auszugsweise und mithilfe elektronischerDatenträger – nur mit
vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Redaktion und Gestaltung: Michael Meinhold
Satz: Bettina Knaden
Repro: WaSo Preprint Service GmbH & Co KG, Düsseldorf
Gesamtherstellung: WAZ-Druck GmbH, Duisburg
4
MIBA REPORT • Zugbildung 4
INHALT
Ein Wort zuvor
Dienstvorschriften und Definitionen
3
Allgemeine Grundsätze der Zugbildung
Der Zugbildungsplan schreibt Laufweg, Anzahl, Reihung und
Gattung der Wagen für jeden Zug vor. Lesen Sie, wie man Rei-
hungs- und Umlaufpläne entschlüsselt.
6
20
48
Ein Kapitel für sich
Anschriften und Farbgebung
Reihung und Umlauf der Wagen
14
Hier legt sich
D 784 in die
Kurve, ein langer
„Kurswagenträger“
samt Post- und
Gepäckwagen. Doch
auch kurze D-Züge
gibt es in Epoche IV.
Der Zugbildungsplan
Letzter Glanz des Trans-Europ-Express
20
Rheingold, Merkur, Rembrandt & Co.
Ein pracht-
volles Mo-
dellbahn-Vorbild wie
viele der vielfältigen
Eilzüge ist E 2743.
26
64
Vom Fernschnellzug zum Intercity
Das blaue Netz wird rot/beige
Intercity-Züge von „Adler“ bis „Wilhelm Busch“
34
Schnellverkehr im Stundentakt
D, DC und FD in der Epoche IV
36
Über kurz oder lang: D-Züge
Fast wie in der Epoche III
48
Immer noch eilige Vielfalt
Viel Lok und
wenig Zug –
typisch für die oft
kunterbunten Nah-
verkehrszüge.
64
78
Nicht nur Silberlinge: Nahverkehrszüge
Heimatbahnhof? Villa Kunterbunt!
Das Angebot der Hersteller
78
Pop & Co.:
Das Angebot
der Hersteller ist
groß.
92
Vielfältig, aber sehr wechselhaft
Bildnachweis/Literaturverzeichnis
92
98
Zum Titelbild:
Ein klassischer Intercity in Blockzugbildung (hier der IC 666 „Meister-
singer“ im Juli 1985), ein Nahverkehrszug in Oceanblau/Beige mit
einem roten Schienenbus im Schlepp und ein typischer D-Zug mit
Pop-Wagen in H0 – so spiegelt das Titelbild die bunte Vielfalt der
Epoche IV.
MIBA REPORT • Zugbildung 4
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ALLGEMEINE
GRUNDSÄTZE
Dienstvorschriften und Definitionen
Allgemeine Grundsätze
der Zugbildung
E
s gibt – zumindest noch in der Epo-
che IV – bei der Bahn nichts, das
nicht geregelt wäre; und das ist auch
gut so. Bevor wir also einen Zug bilden,
ist erst einmal zu klären, was ein Zug
überhaupt ist – und das definiert die
Fahrdienstvorschrift (FV) der DB, auch
als DV (Dienstvorschrift) 408 bezeich-
net, in der für unsere Epoche IV zu-
ständigen Ausgabe vom 28. Mai 1972
im § 3 Absatz 21 so:
„Züge sind die auf die freie Strecke
übergehenden, aus Regelfahrzeugen
bestehenden, durch Maschinenkraft
bewegten Einheiten und einzeln fah-
renden Triebfahrzeuge.“ Aha. Und was
sind Regelfahrzeuge? „Die Regelfahr-
zeuge werden nach Triebfahrzeugen
und Wagen unterschieden. Sie müssen
den Bauvorschriften der EBO (Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsordnung) ent-
sprechen und dürfen in Züge eingestellt
werden oder selbständig als Züge fah-
ren. Die Triebfahrzeuge werden einge-
teilt in Lokomotiven, Triebwagen und
Kleinlokomotiven. Die Wagen werden
6
eingeteilt in Reisezugwagen und Güter-
wagen. Als Reisezugwagen gelten Per-
sonen-, Gepäck- und Postwagen; zu
den Personenwagen zählen Sitz-, Lie-
ge-, Schlaf-, Speise-, Gesellschafts- und
Salonwagen. Zu den Güterwagen
zählen auch die Güterzuggepäckwa-
gen.“ So weit, so klar. Und was ist mit
den Triebwagen?
„Triebwagen (Einzelwagen mit ange-
triebenen Radsätzen) sind Triebfahr-
zeuge, die allein oder im Verband mit
Steuer-, Mittel- und Beiwagen als Zug
eingesetzt werden. Triebzüge sind
Fahrzeuggruppen aus Triebwagen, Mit-
tel- und Steuerwagen, die im Betrieb
normalerweise nicht getrennt werden.
Triebwagenzüge werden aus unter-
einander kuppelbaren Triebwagen
oder Triebzügen gebildet.“ Alles klar.
Aber Zug ist nicht gleich Zug:
„Regelzüge sind Züge, die nach dem
Bild- und Buchfahrplan täglich oder an
bestimmt bezeichneten Tagen verkeh-
ren. Sonderzüge sind Züge, die auf be-
sondere Anordnung nur an einem ein-
Auf die freie Strecke
über geht nach der
Durchfahrt in Salz-
bergen der Regelzug
DC 917 „Ostfries-
land“ am 10.5.1975,
vorschriftsgemäß
aus Drehgestellwa-
gen gereiht.
zelnen Tag oder während eines be-
stimmten Zeitraums nach einem im
voraus festgelegten oder nach einem
von Fall zu Fall besonders aufgestellten
Fahrplan gefahren werden. Bedarfszü-
ge sind Sonderzüge, deren Fahrpläne
im Bild- und Buchfahrplan enthalten
sind. Wendezüge sind Züge, deren Lo-
komotive beim Wechsel der Fahrtrich-
tung ihren Platz im Zuge beibehält und
die – bei nicht führender Lokomotive –
von der Spitze aus gebremst und ge-
steuert werden.“ Gut, dann kann die
Fahrt ja beginnen – oder? Gemach –
zunächst wird im § 44 der FV die „Vor-
bereitung der Fahrt“ geregelt:
„Auf dem Zuganfangsbahnhof hat
der Zugführer den Zug zu übernehmen
und … darauf zu achten, daß die Vor-
schriften über das Bilden der Züge ein-
gehalten sind. […] Der Triebfahrzeug-
führer sorgt dafür, daß die Zugsignale
an seinem Triebfahrzeug oder führen-
dem Fahrzeug angebracht sind. Der
Zugführer achtet darauf, daß der Zug
die Zugsignale führt.
MIBA REPORT • Zugbildung 4
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