ber das Hyperw rterbuch.pdf

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Die Wörter und andere wortähnliche Bildungen, die in den Wörterbüchern
der polnischen Sprache „von Linde bis Dubisz” auftreten, vor allem
Verbindungen von mehreren Wörtern, sind besondere Zeugnisse, „Andenken”
an verschiedene Geschehnisse
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. NB., die Zahl der Geschehnisse in der Ewigen
Wirklichkeit
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, ist unzählbar (was, wie bekannt ist, jeden Lexikografen zur Qual
der Wahl und somit zu einer absoluten Niederlage verurteilt). Die Sinne des
Lexikografen lassen ihn Gegenstände, physische und geistige Objekte, in der
Welt erkennen, der Verstand bringt ihn auf ihre Namen; das ist ein einfacher
Weg: von der Ontologie zur Wörterbuchtechnologie.
In der Warschauer Zeitung „Gazeta Polska Codziennie” – als Quelle der
Dokumentation des neuesten polnischen Wortschatzes einer wertvollen Zeitung
auch für Lexikografen – wurde vor Kurzem
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an den Spruch von Samuel John-
son (dem englischen Lexikografen, Dichter, Essayisten, 1709-1784) erinnert:
„Nach dem Wissen ist das nächstbeste zu wissen, wo man etwas findet.”
Ein lehrreicher Hinweis!
Jemand, der alles weiß, kann kein Mensch sein. Es kommt vor, dass es
Menschen gibt, die alles wissen – oder, lassen Sie uns sofort hinzufügen, fast
alles – aber ihre Allwissenheit umfasst nur ein konkretes Gebiet, seltener zwei
Gebiete; das sind Fachleute, Forscher, Gelehrten und ähnliche Verbraucher der
Informationen.
Der Linguist analysiert eine begrenzte Zahl der ihn interessierenden
Texte. Er versucht, jeden Text in seinem Verstand zu „hypertextualisieren”, d.h.
die im Text enthaltenen Formen und Inhalte zu verbinden und auf diese Art und
Weise die Linearität des Textes (die die Hauptschwierigkeit bei der visuellen
Wahrnehmung des Textes oder z. B. auf einer wissenschaftlichen Konferenz bei
seiner auditiven Wahrnehmung darstellt) zu überwinden. Die hypertextuelle
Perspektive des Forschers muss jedoch zwangsläufig viele Texte umfassen,
die Arbeit seines Verstands soll also anstrengend, auf die Entdeckung der
größtmöglichen Zahl der intra- und intertextuellen Bezüge ausgerichtet sein,
wenn er Ergebnisse erzielen möchte, die ihn im wissenschaftlichen Umfeld
auszeichnen würden. Und diese resultieren aus seinem persönlichen Hyper-
wörterbuch (Hyperidiowörterbuch), das sich in seinem Verstand befindet.
Warum sollte man seine Arbeit nicht leichter machen? Unser Gedächtnis
trügt uns manchmal, die darin gespeicherten Informationen gehen verloren
oder/und werden entstellt; eine Lösung bietet die elektronische Aufzeichnung
des während vieler Arbeitsjahre gewonnen Wissens (E-Hyperidiowörterbuch).
Daraus geht der Vorschlag der Bearbeitung von HJP hervor.
An dieser Stelle sei an Norwids Darstellung des Wortes als ein Testament erinnert.
Vgl. A. Bogusławski,
Światopogląd
i wiedza (glosa do pewnej dyskusji) [Weltanschauung
und Wissen (Glosse zu einer Diskussion)],
[in:] PHum 2002, 2: 1-2.
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Jg. 2017, Nr. 272, S. 14.
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Im Wörterbuch sind viele Tausende Bezüge enthalten, die woanders nicht
auftreten, z.B. eine Verbindung zwischen dem Ausdruck
bezstronny
(unparteiisch)
und dem Ausdruck
imparcjalny (ein
gehobenes, veraltetes Wort
für
unparteiisch
– Anm. der Übersetzerin) (in D unter dem Stichwort
bezstronny
wird das Adjektiv
imparcjalny
überhaupt nicht erwähnt, obwohl
sich in Ds das Stichwort
imparcjalny
mit der Erklärung ‘bezstronny’ befindet).
HJP bietet Bezüge solcher Art, solcher Art Relationen funktionieren im
Verstand mancher Menschen. Je schärfer der Verstand, die Intelligenz, das
Gedächtnis sind, über die eine Person verfügt, desto mehr solche und ähnliche
Bezüge
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kennt sie. Der menschliche Verstand, der sich von Natur aus am
Hypertext orientiert, beschäftigt sich unaufhörlich mit der Erkennung und
Registrierung solcher Bezüge. Menschen sind Hypertexter. Die Wörter
sich an
etwas erinnern
oder
jemanden an etwa erinnern
sind für HJP als ein Hilfsmittel
wichtige „Operationsverben”.
HJP hält Einzug in das Gebiet der Buchwissenschaft, Bibliografie,
Bibliometrie. Ein Buchwissenschaftler, Bibliograf und Bibliometer in einer
Person hat die größten Chancen, um viel zu wissen, z. B. über den polnischen
Wortschatz aus dem Zeitraum, mit dem ich mich intensiv beschäftige (1773-
2017), über den Wortschatz, der in den Texten festgehalten wurde, die
typologisch den Quellentexten des Werks „Słownik Doroszewskiego”
(„Doroszewski–Wörterbuch”) entsprechen. Viel, mehr als die anderen wissen.
Der Wunsch nach Totalität: so viel wie möglich kennenzulernen und zu
dokumentieren, ist mir nicht fremd...
Die Bibliografie ist – sei es die größte (wie die bekannte niederländische
Linguistic Bibliography)
oder die kleinste (wie z. B. meine Mikrobibliografie,
die dem russischen Substantiv
русак
gewidmet ist)
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– eine Übermittlung, zu der
man verpflichtet ist, denn sie entsteht, um für bestimmte Gruppen von Adres-
saten, Wissenschaftlern und Nicht-Wissenschaftlern, Amateuren u. Ä. nützlich
zu sein. An diese erste Gruppe, die Wissenschaftler, würde ich höhere Erwar-
tungen stellen: Wenn eine Bibliografie ihr Forschungsgebiet betrifft, dann haben
sie die Pflicht, die in dieser Bibliografie genannten wissenschaftlichen Arbeiten
Sie werden in den Wörterbüchern mehrmals übergangen, sind verstreut oder versteckt. Im
Wörterbuch D kommt z. B. eine Phrase
pożyczka hipoteczna (Hypothekendarlehen)
nur im
Eintrag
zastawniczy (Pfand-)
vor, eine verwandte Phrase
pożyczka inwestycyjna
(Investitionsdarlehen)
befindet sich (nur) unter dem Eintrag
pożyczka (Darlehen).
Das
Wissen darüber, dass
pożyczka hipoteczna
in D im Eintrag
zastawniczy
enthalten ist, ist das
Wissen eines Hypertexters. Der Hypertexter weiß u. a., dass man z. B. einige Informationen
über Władysław Oleszczyński (der nicht weit bekannt ist) in D unter dem Eintrag
wielkość
(Größe)
finden kann. Der Hypertexter kann einzigartige Wörterbucheinträge angeben, in
denen der Lexikograf offen zugibt, dass er über kein ausreichendes Wissen verfügt, um ein
gegebenes Stichwort zu definieren (wie in Ds unter dem Stichwort
jaskółka (Schwalbe),
wo
das Definiens ein Element ‘wahrscheinlich’ enthält.) Usw.
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In meiner bisherigen beruflichen Arbeit habe ich Studien über die russische Sprache die
meiste Zeit gewidmet.
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zu kennen – andernfalls riskieren sie, dass ihre Arbeit früher oder später, in
diesem oder jenem Maße, als nicht original, nachahmend, veraltet,
d. h. gewissermaßen unwissenschaftlich beurteilt wird.
HJP ist eine Bibliografie besonderer Art.
Die Wörterbucheinträge in HJP werden nicht durch eine linguistische
Information allein (semantische, syntaktische, pragmatische oder lexikogra-
fische) determiniert und begrenzt. Auf dem Niveau des Empfängers des Textes,
jedes geschriebenen Textes, ist eine enzyklopädische Information wesensgleich.
HJP ohne eine enzyklopädische Informationen – vom theoretischen Konzept her
rein, ausschließlich sprachliche Einheiten registrierend – würde sich für Nicht-
Linguisten als nicht sehr nützlich erweisen.
Das Stichwortregister in HJP kann nicht traditionell, wie in den Wörter-
büchern von Doroszewski, Dubisz oder (zum Beispiel) Dunaj, sein, es kann
auch nicht ausschließlich – wie ich schon oben erwähnt habe – auf dem Begriff
einer sprachlichen Einheit basieren, der in der operativen Grammatik von
A. Bogusławski vorgeschlagen wurde. Hat man Gewissheit, dass es nicht sicher
ist, ob ein gegebener Ausdruck eine sprachliche Einheit ist oder nicht? Manch-
mal stoßen wir auf Objekte, die „ungenügend unterschiedlich”
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sind, um sie zu
klassifizieren.
Vergleichen wir eine Situation, die mit einer ausgelosten, konkreten
Textstelle verbunden ist:
/.../ man ist auf die Idee gekommen, ein Ministerium für Auslandspolen zu
bilden, das als ein einziges Amt für Auslandspolen zuständig wäre. <GPolC
2017, 230: 2>
Eine neue Idee taucht gerade auf, ein neues Thema erscheint, es entsteht
eine Situation, die einen Protagonisten, einen Akteur dieser Situation, „einen
Experiencer” dazu veranlasst, von seinem onomasiologischen Talent Gebrauch
zu machen - der Name
Ministerstwo Polonii (Ministerium für Auslandspolen)
liegt nahe. Jemand anders könnte im Zusammenhang mit der Entstehung dieses
physischen Objekts (mit seiner eigenen einzigartigen Bezeichnung und ihrer
Syntax-Semantik-Pragmatik) noch auf eine andere Idee kommen: Er könnte
anfangen, eine verkürzte Bezeichnung, eine synthetische Form
Polonoministerstwo (Auslandspolenministerium)
zu verwenden. Die Lexiko-
grafie, die sich auf sprachliche Einheiten beschränkt, kann den Ausdruck
Ministerstwo Polonii
in ihre Pläne einer „totalen” Beschreibung nicht
aufnehmen, aber sie wird in der semantischen Charakteristik des Objekts
Polonoministerstwo
– falls es ins Blickfeld des Lexikografen, der sich kon-
sequent an die Grundsätze der „onomasiologischen” Grammatik hält, gerät und
in seine Pläne der Registrierung aufgenommen wird – gezwungen sein, den
Ausdruck
Ministerstwo Polonii
zu verwenden.
Zum Gesetz der Identifizierung ungenügend unterschiedlicher Erscheinungen s. PorJ 1953,
9, S. 5.
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