poprawianie błędów DaF (metodyka).pdf

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Michael Kranert
Korrigieren, Prüfen und
Testen im Fach Deutsch
als Fremdsprache
Ein kurzer Leitfaden
2013
© Michael Kranert 2013
Korrigieren, Prüfen und Testen im Unterricht Deutsch als Fremdsprache
Inhaltsverzeichnis
1.
2.
Einleitung ........................................................................................................................................ 2
Rote oder grüne Tinte? Fehlerkorrektur im Fremdsprachenunterricht ............................................ 2
2.1.
2.2.
3.
Schriftliche Fehlerkorrektur .................................................................................................... 6
Mündliche Fehlerkorrektur ...................................................................................................... 8
Testen und Prüfen ............................................................................................................................ 9
3.1.
3.2.
3.3.
3.4.
3.5.
Qualitätskriterien für Sprachtests ............................................................................................ 9
Tests im Fremdsprachenunterricht: eine Typologie .............................................................. 13
Aufgabentypen in Sprachtests ............................................................................................... 14
Der Maßstab, oder: Woran messen wir (sprachliche) Leistungen? ....................................... 16
Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen (GeR) als Maßstab für Sprachtests ............ 22
4.
Rezeptive Fertigkeiten testen: Lesen und Hören ........................................................................... 25
4.1.
4.2.
Lesekompetenz testen............................................................................................................ 29
Hörverstehen testen ............................................................................................................... 30
5.
Produktive Fertigkeiten Testen: Schreiben und Sprechen ............................................................. 32
5.1.
5.2.
Schreibfertigkeit testen .......................................................................................................... 33
Sprechfertigkeit testen ........................................................................................................... 40
Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................................... 44
Bibliographie ......................................................................................................................................... 45
1
Korrigieren, Prüfen und Testen im Unterricht Deutsch als Fremdsprache
Die Arbeiten an dieser Einführung wurden unterstützt durch ein Rückkehrstipendium des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), das für dieses Projekt in
Zusammenarbeit mit dem Masterstudiengang "Deutsch als Fremdsprache -
Kulturvermittlung" an der Freien Universität Berlin von Dezember 2012 bis Mai 2013
gewährt wurde. Mein Dank gilt auch Frau Prof. Hille für die Bereitschaft, mich als
Rückkehrstipendiat an der Freien Universität aufzunehmen, und Liane Pohle für das
Korrekturlesen und die hilfreichen Kommentare zur ersten Textfassung.
1. Einleitung
Korrigieren und Prüfen sind genuine Aufgaben eines (Fremdsprachen)lehrers, und dennoch
scheuen junge Lehrer häufig vor der Rolle des Prüfers zurück, wie Huneke und Steinig (2010)
anhand folgender Anekdote illustrieren:
„Endlich fielen alle Anspannung und die Nervosität der letzten Wochen und Monate
von ihm ab, als der frisch gebackene Deutschlehrer nach absolvierter praktischer
Ausbildungsphase nun auch das Abschlussexamen bestanden hatte und sich auf den
Nachhauseweg machte. Eine aufmerksame Nachbarin empfing ihn daheim mit einer
herzlichen Gratulation und einem Päckchen. Er öffnete es: ein Gläschen roter Tinte. Er
lächelte höflich und bedankte sich artig, war aber doch etwas konsterniert: In dem
Fässchen roter Korrekturtinte wollte er sein Verständnis der neuen Berufsrolle
eigentlich nicht symbolisiert sehen.“ (Huneke/Steinig 2010: 223)
Der Sorge des Junglehrers in der Anekdote liegt ein Bild des Korrigierens zugrunde, das den
Fehler als Mangel in der Schülerleistung sieht. Hiervon möchte sich natürlich jeder
fortschrittliche Pädagoge abgrenzen, schließlich geht es doch um die Förderung der Schüler.
Häufig jedoch ist mit der Ablehnung der Rolle des Prüfers auch eine Unsicherheit darüber
verbunden, was diese Rolle beinhaltet und wie diese Rolle sinnvoll und gerecht ausgefüllt
werden kann.
Dieser Unsicherheit möchte dieser kurze Leitfaden entgegentreten, indem er die
Forschungsliteratur zum Testen, Prüfen und Bewerten im Fremdsprachenunterricht knapp und
übersichtlich darstellt. Dazu soll zuerst erarbeitet werden, was ein Fehler eines
Fremdsprachenlerners ist und welche Rolle die Fehlerkorrektur spielen sollte. Daraufhin
werden wir uns theoretisch mit dem Thema „Testen und Prüfen“ auseinandersetzen, indem
wir eine Testtypologie, Qualitätskriterien für Leistungstests und Aufgabentypen in
Sprachprüfungen diskutieren. In diesem Zusammenhang sollen auch Benotungssysteme und
ihre Abhängigkeit von der jeweiligen Kultur zur Sprache kommen – dies ist wichtig, um
wenigstens diesen Teil des Kulturschocks für Deutschlehrer im Ausland etwas zu mildern.
In einem zweiten großen Teil wird dargestellt werden, wie die Teilleistungen der sprachlichen
Kompetenz – Lesen, Hören, Sprechen und Schreiben getestet werden können.
2. Rote oder grüne Tinte? Fehlerkorrektur im
Fremdsprachen-
unterricht
Unser Lehrer aus der Einleitung lehnt rote Tinte ab. Er will kein kleinkarierter Studienrat sein,
der den Schülern ihre Fehler vorhält, sondern sie korrigieren, um ihnen zu helfen. Also stellt
sich auch ihm die Frage, was er korrigieren soll. Als Sprachenlehrer muss man sich zuerst
bewusst machen, dass alle Sprecher, auch Muttersprachler, von der Norm abweichen, also
Fehler machen. So entwickeln beispielsweise Kinder ihre Muttersprache durch das Erproben
von sprachlichen Äußerungen. Diese folgen den Regeln, die die Kinder aus Äußerungen ihrer
Kommunikationspartner abgeleitet haben. Auch Fremdsprachenlerner zeigen solches
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Korrigieren, Prüfen und Testen im Unterricht Deutsch als Fremdsprache
Verhalten. Diese Äußerungen mögen der Norm wiedersprechen, sind aber oft in sich
regelhaft, wie eine typische Kinderäußerung zeigt: „Ich habe heute eine Katze geseht.“
Unsere Sprecherin hier hat möglicherweise die Regelhaftigkeit der Perfektbildung erkannt,
aber die unregelmäßigen Formen noch nicht erworben. Dieser
Kompetenzfehler,
der aus
einer Regel resultiert, die nicht vollständig erworben wurde, zeigt also gleichzeitig eine
Entwicklungsstufe an. Dass es sich um einen solchen Kompetenzfehler handelt, ließe sich an
andere Äußerungen der Sprecherin bestätigen, die konsistent dem gleichen Muster folgen.
Anders sieht es bei
Performanzfehlern
aus, die aus einer inkonsequenten Anwendung einer
Regel ergeben. Hier würde sich kein klares Bild einer fehlenden Regel oder einer
Übergeneralisierung zeigen. Zusätzlich zur Unterscheidung zwischen Performanz- und
Kompetenzfehlern sind
Systemfehler
von
Normfehlern
abzugrenzen. Systemfehler sind
immer falsch und verstoßen gegen die Normen des lexiko-grammatischen Systems, während
Normfehler
eine stilistische oder situativ unangemessene Äußerung darstellen.
Kleppin (2003) hat in ihrer Einführung in die Fehlerkorrektur folgende Liste typischer
Fehlerdefinitionen zusammengestellt, wie sie von Sprachwissenschaftlern und
Sprachpädagogen gegeben werden:
„A Ein Fehler ist eine Abweichung vom Sprachsystem.
B Ein Fehler ist eine Abweichung von der geltenden linguistischen Norm.
C Ein Fehler ist ein Verstoß dagegen, wie man innerhalb einer Sprachgemeinschaft
sprich und handelt.
D Ein Fehler ist das, was ein Kommunikationspartner nicht versteht.
E Ein Fehler ist das, was ein Muttersprachler nicht versteht.
F Ein Fehler ist das, was gegen Regeln in Lehrwerken und Grammatiken verstößt.
G Ein Fehler ist das, was ein Lehrer als Fehler bezeichnet.
H Ein Fehler ist das, was ein Muttersprachler in einer bestimmten Situation nicht sagen
oder tun würde.
I Ein Fehler ist das, was gegen die Norm im Kopfe des Lehrers verstößt.
J Fehler sind relativ: Was bei einer Lerngruppe in einer bestimmten Unterrichtsphase als
Fehler gilt, wird bei einer anderen in einer anderen Phase toleriert.“ (Kleppin 2003: 19
fff.)
Aus diesen Fehlerdefinitionen hat Kleppin fünf Aspekte einer möglichen Fehlerdefinition
destilliert, die ein Fremdsprachenlehrer reflektieren muss (Kleppin 2003: 20ff.):
1
Korrektheit
(siehe „Systemfehler“) - Definition A-C
2
Verständlichkeit
- Definitionen D und E
3
Situationsangemessenheit
(siehe „Normfehler“) - Definition H
4
Unterrichtsabhängigkeit
- Definitionen F-I
5
Flexibilität und Lernerbezogenheit
- Definition J
Das Kriterium der Korrektheit, wie es auch im Begriff des Systemfehlers enthalten ist, ist den
meisten Sprachlehrern und -lernern das vertrauteste, schließlich habe wir es alle durch die
Kennzeichnung unserer Fehler mit roter Tinte selbst erfahren. Sprachwissenschaftlich aber ist
dieses Kriterium hoch problematisch, da unklar ist, auf welchen Standard sich die Korrektur
beziehen soll – ist hier immer die aktuelle Ausgabe des letzten Universalwörterbuchs gefragt,
die ein aktuelles Bild der deutschen Sprache darstellt, oder sollen regionale Varianten
zugelassen werden? Sprachlehrer neigen unbewusst dazu, ihre eigene Sprachvarietät als
Maßstab zu nehmen.
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Korrigieren, Prüfen und Testen im Unterricht Deutsch als Fremdsprache
Glücklicherweise ist es im Zeitalter des Internets leichter möglich, seine Intuitionen mit Hilfe
von Korpora zu überprüfen. Für den Deutschlehrer ist hier das „Digitale Wörterbuch der
deutschen Sprache“ (www.dwds.de), entwickelt von der Berlin-Brandenburgischen Akademie
der Wissenschaften, ein hilfreiches Werkzeug.
Abbildung 1: Informationen im "Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache", Screenshot von www.dwds.de
Hier kann man nicht nur auf ein deutsch-deutsches Wörterbuch zugreifen und sich die
Etymologie eines Wortes anzeigen lassen, sondern man kann auch kostenlos ein Korpus
verwenden, sich also Beispiele aus verschiedenen Kontexten ansehen. Die Website errechnet
aus diesem Korpus sogar ein Wortprofil, sodass auch Kollokationen des gesuchten Lexems
erkennbar sind. Mit Hilfe dieser deskriptiven Werkzeuge kann der Deutschlehrer seine
Intuition überprüfen und verhindern, dass er nur seine Varietät zur Grundlage der Korrektur
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